Hoffnung auf Aufschwung: Deutschlands Wirtschaft 2026 vor der Wende
Nach Jahren wirtschaftlicher Schwäche scheint sich für Deutschland ein Licht am Ende des Tunnels abzuzeichnen.
Zahlreiche renommierte Wirtschaftsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen für die Jahre 2025 und 2026 spürbar angehoben.
Dies nährt die Hoffnung, dass die längste Phase wirtschaftlicher Stagnation seit der Finanzkrise 2008 allmählich überwunden werden könnte.
Während viele Indikatoren auf eine moderate Erholung hindeuten, bleibt insbesondere die amerikanische Handelspolitik ein unsicherheitsstiftender Faktor.
Doch nicht nur die Außenwirtschaft ist ausschlaggebend – zunehmend gewinnt auch die Binnenkonjunktur an Bedeutung.
Ein vorsichtiger Optimismus kehrt zurück
Das Münchner ifo Institut, eines der renommiertesten Wirtschaftsforschungszentren Deutschlands, hat seine Wachstumsprognose für das Jahr 2026 von 0,8 auf 1,5 Prozent fast verdoppelt.
Auch für das laufende Jahr wurde die Vorhersage leicht nach oben angepasst – von 0,2 auf 0,3 Prozent.
Auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat seine Prognosen entsprechend angepasst und rechnet für 2026 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent.
Für das Jahr 2025 wird nun ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent erwartet.
Laut Stefan Kooths, dem Konjunkturchef des IfW, scheint die deutsche Industrie nach zwei Jahren rückläufiger Entwicklung nun endlich ihren Tiefpunkt erreicht zu haben.
Die Frühindikatoren würden darauf hindeuten, dass die Produktionskapazitäten langsam wieder genutzt werden und eine neue Aufwärtsdynamik einsetzen könnte – wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Einfluss der neuen Bundesregierung
Einen wichtigen Impuls für den erwarteten Aufschwung liefern die angekündigten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen Regierungskoalition.
Das sogenannte „Wachstumspaket“, das unter anderem höhere Staatsausgaben, Steuererleichterungen und gezielte Investitionen umfasst, soll allein im Jahr 2026 einen positiven BIP-Effekt von bis zu 57 Milliarden Euro erzeugen.
Bereits in diesem Jahr wird der Effekt mit rund zehn Milliarden Euro beziffert.
Timo Wollmershäuser vom ifo Institut betont, dass sich die Erwartungslage der Unternehmen erheblich verbessert habe, nicht zuletzt wegen der Aussicht auf mehr politische Stabilität und einen handlungsfähigeren Staat.
Diese neue Dynamik, so die Einschätzung vieler Ökonomen, könnte das Ende der wirtschaftspolitischen Lähmung markieren, die Deutschland über Jahre hinweg belastet hatte.
Ungewisse Perspektiven im transatlantischen Handel
So viel Hoffnung auch besteht – ein großes Risiko bleibt weiterhin bestehen: der andauernde Handelskonflikt mit den USA.
Noch immer sind keine belastbaren Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen Brüssel und Washington zu erkennen.
Die Zollerhöhungen, die von der US-Regierung unter Präsident Donald Trump eingeführt wurden, belasten weiterhin die Exportaussichten deutscher Unternehmen.
Laut Berechnungen des ifo Instituts könnten diese Maßnahmen das Wirtschaftswachstum Deutschlands um 0,1 Prozentpunkte im Jahr 2025 und um 0,3 Prozentpunkte im Jahr 2026 senken.
Sollte es zu einer weiteren Eskalation kommen, könnten sich die positiven Aussichten rasch ins Gegenteil verkehren.
Im schlimmsten Fall droht eine erneute Rezession – eine Sorge, die sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft weit verbreitet ist.
Konsum und Investitionen als Stabilisatoren
Neben den außenwirtschaftlichen Risiken zeigt sich die deutsche Binnenwirtschaft als stabilisierende Kraft.
Laut dem IfW beginnt der private Konsum, sich nach einer langen Durststrecke wieder zu erholen.
Auch die Unternehmensinvestitionen, die in den vergangenen Jahren weitgehend stagnierten, zeigen erste Anzeichen eines Aufwärtstrends.
Allerdings warnt Kooths davor, den aktuellen Schwung zu überschätzen.
Die Dynamik sei nach wie vor eher schwach, und eine nachhaltige Erholung sei nur möglich, wenn sich die finanziellen Spielräume der neuen Regierung positiv auf die Realwirtschaft auswirkten.
Sollten geplante Investitionsprogramme tatsächlich umgesetzt werden, könne sich das Expansionstempo jedoch erheblich erhöhen.
Inflation und Arbeitsmarkt stabilisieren sich
Positive Entwicklungen werden auch bei Inflation und Arbeitslosigkeit verzeichnet.
Nach Einschätzung des ifo Instituts dürfte die Inflationsrate im Jahr 2025 bei 2,1 Prozent liegen und sich 2026 auf etwa 2,0 Prozent stabilisieren.
Diese Werte liegen im Zielkorridor der Europäischen Zentralbank und deuten auf eine weitgehende Preisstabilität hin.
Gleichzeitig soll die Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent in diesem Jahr auf 6,1 Prozent im Jahr 2026 sinken.
Bereits seit Anfang des Jahres 2025 zeigt sich eine Verbesserung des Geschäftsklimas, das durch regelmäßige Befragungen von rund 9.000 Unternehmen ermittelt wird.
In fünf aufeinanderfolgenden Monaten konnte ein Anstieg verzeichnet werden – ein Zeichen für wachsenden Optimismus in der deutschen Wirtschaft.
Weitere Institute bestätigen Trendwende
Auch andere renommierte Forschungsinstitute teilen die positive Einschätzung.
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) registriert erste deutliche Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung.
Im ersten Quartal 2025 sei das BIP um 0,4 Prozent gewachsen, insbesondere wegen gestiegener Exporte in die USA und einem Anstieg des privaten Konsums.
Oliver Holtemöller, Vizepräsident des IWH, sieht vor allem in der Vorverlagerung von Bestellungen aufgrund erwarteter Zollerhöhungen eine Erklärung für den Exportboom.
Für das Gesamtjahr rechnet das IWH inzwischen mit einem BIP-Wachstum von 0,4 Prozent.
Noch im März lag die Prognose bei lediglich 0,1 Prozent.
Für 2026 erwartet man ein Wachstum von 1,1 Prozent.
Auch in Ostdeutschland zeichne sich eine ähnliche Entwicklung ab.
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen geht für 2025 von einem Anstieg des BIP um 0,3 Prozent aus.
Noch im Frühjahr wurde ein leichter Rückgang prognostiziert.
Für das Jahr 2026 wird mittlerweile sogar ein Wachstum von 1,5 Prozent prognostiziert.
Auch die OECD teilt diese optimistische Einschätzung und rechnet mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent im selben Jahr.
Fazit: Aufbruch in eine neue Phase mit Risiken
Deutschland steht 2026 womöglich vor einem Wendepunkt.
Nach mehreren Jahren wirtschaftlicher Stagnation und Unsicherheit deuten viele Indikatoren auf eine beginnende Erholung hin. Getragen wird diese Entwicklung sowohl von der neuen Wirtschaftspolitik in Berlin als auch von einer stabileren Binnenkonjunktur.
Trotz der positiven Aussichten ist weiterhin Vorsicht geboten: Vor allem die unvorhersehbare Handelspolitik der Vereinigten Staaten gilt als bedeutendes Risiko für die exportorientierte deutsche Wirtschaft.
Für die Bundesregierung bedeutet dies, dass sie den eingeschlagenen Weg entschlossen fortsetzen und zugleich auf internationale diplomatische Lösungen im Handelskonflikt hinwirken muss.
Nur so lässt sich sicherstellen, dass aus dem aktuellen Hoffnungsschimmer ein nachhaltiger Aufschwung entsteht – und Deutschland auf den Wachstumspfad zurückkehrt.