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Die Ankunft einer neuen Ministerin weckt Hoffnung auf strukturelle Veränderungen

Im Jahr 2025 rückte das deutsche Bildungswesen in den Mittelpunkt der politischen und gesellschaftlichen Debatte, nachdem Karin Prien zur Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend ernannt worden war.

Die wichtigsten Gewerkschaften der Branche, der VBE (Verband Bildung und Erziehung) und die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft), begrüßten ihre Ernennung als greifbare Chance, das stagnierende öffentliche Schulsystem voranzubringen, das seit Jahren unter Unterfinanzierung, Lehrkräftemangel und mangelnder strategischer Ausrichtung leidet.

Prien bringt einen umfangreichen Erfahrungsschatz mit – sie war zuvor Landesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur und leitete die Kultusministerkonferenz.

Diese Erfahrungen stärken das Vertrauen der Berufsverbände, dass sie die unterschiedlichen föderalen und politischen Ebenen Deutschlands kompetent zusammenführen kann.

Ihre parteipolitischen Verbindungen zur CDU bieten zudem potenziellen Einfluss bei der Durchsetzung bildungspolitischer Maßnahmen im Bund.

Digitalpakt 2.0: Versprechen in langfristige Verpflichtungen verwandeln

Ein zentrales Thema ist die Zukunft des Digitalpakts 2.0, einer Bundesinitiative zur Förderung der Digitalisierung an deutschen Schulen.

In der Vergangenheit wurde die Umsetzung des ersten Digitalpakts häufig als uneinheitlich, bürokratisch und ineffizient kritisiert. Die Gewerkschaften fordern daher eine Verstetigung und Weiterentwicklung der Initiative.

Eine nachhaltige digitale Transformation im Bildungswesen erfordert mehr als einmalige Investitionen in Endgeräte und Infrastruktur.

Notwendig sind langfristige Finanzierungszusagen für IT-Support, Lehrerfortbildungen, digitale Lehrmittel sowie eine strukturelle Integration von Medienbildung in den Lehrplan aller Schulformen.

Besonders betont wird die Notwendigkeit, digitale Bildung nicht als isoliertes Projekt, sondern als Querschnittsaufgabe aller Bildungsbereiche zu verstehen.

Zudem weisen die Gewerkschaften auf die finanziellen Engpässe vieler Kommunen hin, die selbst mit Bundesmitteln häufig nicht in der Lage sind, Projekte fristgerecht umzusetzen.

Deshalb wird eine stärkere Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen gefordert, um Planungs- und Umsetzungssicherheit für Schulträger zu schaffen.

Ganztägige Bildung erfordert Infrastruktur und Fachpersonal

Ein weiterer Eckpfeiler der bildungspolitischen Debatte ist der gesetzlich verankerte Anspruch auf ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote.

Obwohl dieser Anspruch rechtlich festgeschrieben ist, bestehen in der Praxis große regionale Unterschiede hinsichtlich der Verfügbarkeit und Qualität entsprechender Angebote.

Die Gewerkschaften sehen hier einen akuten Handlungsbedarf.

Neben dem Bau neuer Räumlichkeiten und der Modernisierung bestehender Schulen wird vor allem die Gewinnung von qualifiziertem Personal als entscheidender Faktor betrachtet.

Besonders der Fachkräftemangel im Bereich der Sozial- und Erziehungsberufe stellt eine massive Hürde dar.

Es wird gefordert, durch bessere Arbeitsbedingungen, angemessene Bezahlung und gezielte Ausbildungsprogramme mehr Menschen für diese Berufe zu gewinnen.

Ohne ein umfassendes Maßnahmenpaket droht der Anspruch auf ganztägige Bildung zu einer reinen Symbolpolitik zu verkommen, warnen Fachkreise.

Ungleichheiten bekämpfen: Unterstützung für vulnerable Lernende

Soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen bleibt auch im Jahr 2025 eine der größten Herausforderungen.

Das Programm Starting Chance, das Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien fördert, wird von den Gewerkschaften als vorbildlich hervorgehoben.

Neben der Ausweitung des Programms auf mehr Schulstandorte wird gefordert, auch den frühkindlichen Bildungsbereich stärker in den Fokus zu rücken.

Besonders in sozial schwächeren Stadtteilen und ländlichen Regionen sollen Kitas und Grundschulen personell und materiell besser ausgestattet werden, um die Bildungsbenachteiligung nicht weiter zu manifestieren.

Ziel ist es, Bildungsbiografien unabhängig vom Elternhaus zu gestalten.

Dafür sind integrative Konzepte, Sprachförderung, interkulturelle Kompetenz und eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern und Sozialarbeit erforderlich.

Ein neues Kapitel der Bildungspolitik: Die Perspektive der GEW

Die GEW sieht im aktuellen politischen Wandel die Chance für einen echten Neuanfang in der Bildungspolitik.

Der Investitionsrückstand in Höhe von über 130 Milliarden Euro müsse durch ein Sondervermögen geschlossen werden, das gezielt in Bildungseinrichtungen, Digitalisierung, Personalentwicklung und Barrierefreiheit investiert werden soll.

Die Bildungsgewerkschaft fordert außerdem ein klares Bekenntnis zur Bildung als öffentliche Aufgabe – Bildung dürfe nicht dem Markt oder privaten Interessen überlassen werden.

Vielmehr sei der Staat in der Pflicht, Chancengleichheit durch umfassende Förderung zu gewährleisten.

Besonderes Augenmerk liegt auch auf der besseren Verzahnung von allgemeiner und beruflicher Bildung.

Übergänge von Schule in Ausbildung und Hochschule müssen fließend gestaltet werden, um Abbrüche zu vermeiden und die Bildungsbeteiligung insgesamt zu erhöhen.

Education & Democracy Focus
🎯 Focus Area Traditional Education Reformed Democratic Education
📚 Curriculum Focus on economic usability and academic knowledge Includes democratic competence, media criticism, social learning, and environmental awareness
🌍 Inclusiveness Basic inclusion, often with structural limitations Support for all students regardless of origin, gender, religion, or disability
🧠 Social Values Limited emphasis on civic engagement Strengthens social cohesion and defends against anti-democratic tendencies
🗳 Civic Education Often treated as a secondary topic Core part of the educational mission in a democratic society

Berufsbildung, Hochschulen und Weiterbildung: Ein systemischer Ansatz

Die Transformation des Bildungssystems kann nur gelingen, wenn alle Bildungsphasen – von der Kita bis zur Erwachsenenbildung – systemisch gedacht werden.

Daher fordern die Gewerkschaften eine gleichwertige Finanzierung und Anerkennung von beruflicher Bildung, Hochschulen und Weiterbildungsinstitutionen.

Gerade vor dem Hintergrund des digitalen Wandels und des demografischen Umbruchs wird lebenslanges Lernen immer wichtiger.

Programme zur beruflichen Neuorientierung, modulare Fortbildungen und niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten sollen ermöglichen, dass auch ältere Arbeitnehmer*innen flexibel und qualifiziert am Arbeitsmarkt teilnehmen können.

2025: Ein entscheidendes Jahr für das deutsche Bildungswesen

Die Berufung von Karin Prien markiert einen kritischen Wendepunkt für die Zukunft der Bildung in Deutschland.

Die Gewerkschaften VBE und GEW signalisieren Kooperationsbereitschaft, erwarten jedoch klare Zeichen des politischen Willens.

Stärkung der Lehrkräftebildung als strategisches Element

Ein weiterer kritischer Punkt, den Bildungsexperten und Gewerkschaften gleichermaßen hervorheben, ist die systematische Stärkung der Lehrkräfteausbildung und Lehrerfortbildung.

Die Qualität des Bildungssystems hängt entscheidend von der Qualifikation und Unterstützung derjenigen ab, die täglich mit Lernenden arbeiten.

Daher fordern die Verbände gezielte Programme zur Verbesserung der pädagogischen Ausbildung an Universitäten sowie kontinuierliche Weiterbildungsangebote, die an den aktuellen Herausforderungen orientiert sind – etwa Digitalisierung, Inklusion, Sprachförderung und der Umgang mit Heterogenität im Klassenzimmer.

Zudem wird empfohlen, Mentorensysteme, pädagogische Netzwerke und digitale Plattformen zu schaffen, über die Lehrkräfte voneinander lernen und Best Practices austauschen können.

Nur mit motivierten, gut ausgebildeten und gut unterstützten Lehrpersonen kann die Qualität im Bildungsbereich nachhaltig verbessert werden.

Zivilgesellschaftliche Beteiligung und transparente Bildungssteuerung

Neben staatlichen Institutionen spielt auch die Zivilgesellschaft eine zunehmend wichtige Rolle in der Bildungsentwicklung.

Elternvertretungen, Schülerinnenräte, Wissenschaftlerinnen und lokale Initiativen sollten stärker in politische Prozesse eingebunden werden, um eine demokratisch legitimierte Bildungssteuerung zu gewährleisten.

Auch Evaluations- und Monitoringmechanismen müssen ausgebaut werden, um sicherzustellen, dass öffentliche Investitionen tatsächlich Wirkung zeigen.

Regelmäßige Berichte zur Wirksamkeit von Förderprogrammen, zur Nutzung digitaler Infrastrukturen und zur Entwicklung der Bildungsqualität insgesamt würden nicht nur Transparenz schaffen, sondern auch politischen Druck für notwendige Nachbesserungen erzeugen.

  • Lara Barbosa hat einen Abschluss in Journalismus und Erfahrung in der Redaktion und Verwaltung von Nachrichtenportalen. Sein Ansatz kombiniert akademische Forschung und verständliche Sprache und wandelt komplexe Themen in Lehrmaterialien um, die für die breite Öffentlichkeit attraktiv sind.